Guten Morgen, eben brachte mich ein Gespräch auf das heutige Thema. Es ging um den Gedanken – Übersiedeln nach Ungarn, ja oder nein? Um die Akzeptanz dieser Entscheidung innerhalb von Familie und Freundeskreis. Ich finde es immer wieder spannend wie sehr sich Geschichten ähneln. Ähnlich wie auch wir erntet meine Gesprächspartnerin sehr viel Unverständnis für diese Pläne. Schmunzeln musste ich über ein Argument welches ihr die Idee ausreden soll. „Wenn dein Mann mal stirbt, sitzt du ganz alleine dort.“
Ich kenne das Umfeld dieser Frau nicht, kann also nur von mir ausgehen. Und ich wäre in Deutschland in einer solchen Situation mit Sicherheit sehr einsam geworden. Klar ich habe Kinder, aber die haben ja auch ihr eigenes Leben, Freunde und Verpflichtungen. Da kann ich nicht erwarten das sie ihre Mutter belustigen. Ja und sonst? Leere, da ist niemand. Einige Bekannte mit denen man hin und wieder schreibt.
Hier ist dies völlig anders. Niemand ist allein. Auch wir haben mittlerweile ein beständig wachsendes reales soziales Netzwerk. Wenn es brennt ist immer jemand da. Man kann man was zusammen unternehmen, Spaß haben, gemeinsam lernen, sich gegenseitig unterstützen. In diesem Netzwerk sind nicht nur Paare sondern auch einzelne Personen. Menschen die alleine nach Ungarn gezogen sind. Und hier mittlerweile angekommen und gut angebunden sind. Wie viel leichter ist es dann zu zweit oder sogar als Familie zu starten? Auch im Hinblick auf die Zukunft, das einer von beiden allein zurück bleibt?
Aber auch da wirkt die mediale Gehirnwäsche. Ungarn ist nun mal die Brutstätte der Rechten. Ein Land welches somit tabu ist für jeden Systemtreuen Gefolgsmann. So oder ähnlich bekamen wir zu hören als wir vor etwas mehr als vier Jahren unsere Pläne öffentlich machten. Da würde ich noch nicht mal Urlaub machen, war eine weitere Aussage.
Doch wie rechts ist Ungarn wirklich? Ich bin doch auch kein Ungar, bin Ausländer in diesem Land. Von Diskriminierung keine Spur. Die Ungarn sind freundlich und höflich, hilfsbereit. Die meisten Restaurants führen mehrsprachige Speisekarten. Die Ungarn sind ein stolzes Volk, welches auf eine bewegte Geschichte zurück blicken kann. Welches sich Traditionen bewahrt hat und diese auch immer noch lebt. Wer kann ihnen verdenken das sie selbstbestimmt leben möchten, selbst bestimmen möchten wen sie als Gast in ihr Land lassen? Wer kann es ihnen verübeln das sie sich an geltende Gesetze halten, die nun mal besagen das niemand ein Anrecht auf Asyl hat der über einen sicheren Drittstaat einreist? Ungarn liegt mitten auf dem Kontinent, und egal wer einreisen möchte kommt durch sichere Staaten. Und kann somit legal abgewiesen werden.
Ist man heute wirklich schon rechts wenn man sich an geltendes Recht hält? Wenn einen die Sicherheit der eigenen Bevölkerung am wichtigsten ist? Wenn man stolz auf seine Geschichte ist? Wann hat es begonnen, das Europa sich so verwandelt hat? Das in den meisten europäischen Ländern die Regierungen ihr eigenes Volk vergessen haben? Ein vereintes Europa das klingt zwar gut, aber es ist nicht praktikabel. Zu unterschiedlich sind die Menschen und ihr Leben in den einzelnen Mitgliedsstaaten. Während in Deutschland schon immer nur die Leistung zählte, der Mensch nur so viel wert war wie er zu leisten im Stande war, lebten die Menschen in vielen anderen Ländern noch. Sie verstanden noch das man arbeitete um zu leben und nicht lebte um zu arbeiten. Diese Leichtigkeit ist mittlerweile in den meisten Ländern verschwunden. Fast in ganz Europa zählt nur noch das Wirtschaftswachstum, wer nicht mitzieht wird diffamiert und mit Sanktionen belegt.
Noch ist dieser Druck in Ungarn nicht so ganz angekommen, doch auch hier spürt man das Leistung wichtiger wird. In den Nachrichten hört man auch hier immer öfter Zahlen die von einem steigenden Wirtschaftswachstum und sinkenden Arbeitslosigkeiten sprechen. Aber noch verstehen es die Menschen hier, zu leben, zu feiern und freie Zeiten zu genießen. Noch bleibt niemand allein, nur weil er alt und krank ist. Ich hoffe das sich die Ungarn dieses Lebensgefühl noch lange bewahren können. Und sie sich nicht dem Diktat aus Brüssel beugen.
Nein, ich habe keine Angst hier, weder aktuell noch vor der Eventualität das ich allein ohne Partner zurück bleibe. Denn auch dann wäre ich nicht allein. Irgend jemand wäre immer für mich da. Das reale soziale Netzwerk funktioniert hier noch. Die Menschen reden noch miteinander und tippen nicht nur. Sie leben miteinander und nicht gegeneinander.
Auch nach vier Jahren, um viele Erfahrungen reicher kann ich immer noch aus vollen Herzen sagen, ich liebe dieses Land und die stolzen Magyaren !
Szeretem ez az ország, és a büszkeek Magyaren !!